Metamodell der Sprache Nominalisierungen
Liebe, Glück, Freiheit, Hoffnung… und auch Hass, Neid, Furcht – wir kennen alle diese großen Begriffe. Sie schwingen in politischen Reden, Nationalhymnen und Werbespots. Und irgendwie nehmen die meisten Menschen sie alle rein sprachlich sehr schnell als Selbstverständlichkeit hin. Klar – wenn jemand behauptet, ihm habe einfach nur „Glück gefehlt“, nicken die meisten Menschen und sagen: Ach so, ja, Du Armer, dabei war alles andere doch so perfekt vorbereitet. Doch was genau meint derjenige mit Glück? Das Glück des Spielers im Roulette, das vollkommene Glück eines warmen Frühlingstages, das ungestüme Glück verliebter Paare oder das stille Glück der Dichter und Poeten, wenn sie abends mit einem Gläslein Wein auf der Veranda ihr neuestes Werk vollenden? Und sind Glück, Liebe, Freiheit und all ihre Kollegen überhaupt wirklich echte „Nomen“, also Hauptwörter? So wie Tisch, Sonne, Kind oder Modeboutique? NEIN, DAS SIND SIE NICHT. Nominalisierungen sind Kunstwörter. Sie beschreiben eine Sache, die definitiv keine ist. Oder kannst Du Deiner Freundin, die gerade traurig ist, ein halbes Pfund Trost aus dem Kühlschrank holen, und es ihr in einer Tupperdose mit nach Hause geben – zum späteren Verzehr? Nein, exakt. Was Du tun kannst, ist sie aktiv trösten. Du kannst sie in den Arm nehmen, ihr zwei Dutzend Kleenex Tücher reichen und ihr aufmunternde Gedanken stiften. Trost existiert in Wahrheit nicht. Hinter Trost verbirgt sich der aktive Prozess des TRÖSTENS. Was diese vermeintlichen Sachworte mit unserem Gehirn machen, warum auch sie Teil der sogenannten Opfersprache sind und warum sie in Songtext und Gedicht gerne bleiben dürfen… darum geht’s in dieser hochsprachlichen Podcastfolge. Nur „Mut“, viel Spaß beim Hören.