Verpasste Gelegenheiten? Neueste Forschungen sagen: Die gibt's gar nicht!

Jeder von uns kennt sie. Diese besonderen Gelegenheiten. Geflügelte Worte wie "Da war ich am passenden Tag am passenden Ort", oder "An dem Tag hatte mir das Glück den Hintern gepudert." (heißt das wirklich so?). Und anders herum natürlich auch. "Hätte ich da nur mal zugegriffen", oder "Das war mal eine verpasste Gelegenheit".

 

Und viele, viele Menschen, mit denen ich mich unterhalte oder die zu meinen Coachings kommen, erzählen mir vor allem von letzterem. Da war sie, die Chance den Traumberuf zu ergreifen, das richtig gut bezahlte Projekt anzunehmen, den Traumpartner kennen zu lernen, die wunderbare Reise zu machen, das Traumauto für einen "Appel und ein Ei" zu kaufen, mit einem Menschen Frieden zu schließen, die Krankenversicherung zu wechseln, im Lotto zu gewinnen  und dann:

 

Vermasselt.

 

Abgelehnt.

 

Verpasst.

 

Zu spät davon erfahren.

 

Zu viele Bedenken.

 

Menschen um Dich herum rieten davon ab.

 

Gar nicht bemerkt.

 

Und scheinbar kommt es sehr häufig vor, dass Menschen irgendwann in ihrem Leben (oder auch öfter) plötzlich denken: Mist. Hätte ich das doch damals, eben gerade, vorhin, gestern gemacht. Oder gelassen.

Übrigens: Das Thema für dieses Blog-Post wurde mir von einer Arbeitskollegin geschenkt. Wir verstehen uns gut und ich liebe die Feedbacks, die sie mir für meinen Blog stiftet. Und sie sagte mir nach einem wie immer wunderbaren Gespräch: Schreib doch was über diese vertanen Chancen oder verpassten Gelegenheiten.

 

Seit vier Tagen hab ich dieses Thema jetzt "aufm Schirm" und stellte fest: In meinem Leben gibt es sie kaum. Ich habe wirklich Schubladen aufgezogen. Privat, beruflich-  irgendwo muss doch diese riesige, verpasste Gelegenheit versteckt sein. Ich fand solche Unsinnigkeiten wie: Bei einem meiner ersten Besuche in einem Freizeitpark hatte ich so große Angst, mit einem der wilderen Fahrgeschäfte zu fahren, dass mein Vater mit mir nach 30 Minuten Anstehen wieder zurück zum Eingang gehen durfte, weil ich mich weigerte, einzusteigen. Und ich habe mich die ganze Heimfahrt geärgert, dass ich mich nicht getraut habe. Denn meine Schwester schwärmte im Auto über die Maßen vom Hochgeschwindigkeitsritt. Und ganz wie Miri nun mal ist, wusste ich auch schon im leichten Zorn über meine unbegründeten Ängste: Beim nächsten Besuch hock ich mich da rein.

 

Nun gibt es im Leben aber Situationen, von denen Menschen sagen: Keine zweite Chance.

Viele dieser Menschen landen sogar tatsächlich bei unseren Coaches in der Praxis.

Wir nennen das Leid, das durch dieses Gefühl einer verpassten Chance entsteht, ist übrigens verantwortlich für ein psychologisches Phänomen, das wir FOMO nennen, Fear Of Missing Out, zu deutsch: Die Angst, etwas wichtiges zu verpassen. Und wer die erst einmal entwickelt hat, ist sehr anfällig für manipulativen Werbung, politische Drohungen oder auch manche, toxische Verhaltensweise in Beziehungen.

Deshalb: Buche Dir gerne ein Coaching, wenn Du spürst, dass es da in Deiner Vergangenheit irgendwo eine verpasste Gelegenheit gibt, die sich bis heute negativ auf Deine Erfolge, Deine Beziehungen oder Deine Gesundheit auswirkt. 

Nun zurück zur verpassten Chance:  

Hier ist zum Beispiel dieser 38jährige, der immer wusste, dass er Schauspieler werden wollte und jetzt keine Möglichkeit sieht, sich noch an einer staatlichen Schauspielschule zu bewerben.

Oder die junge Mutter, die glaubt, dass sie ihren großen Traum vom eigenen Modelabel nicht wahr werden lassen kann, weil da jetzt dieses Kind ist, das ungeplant zur Welt kam und betreut werden will.

Übrigens fand ich sie nach einigem Nachgrübeln doch noch:

Meine "verpasste Gelegenheit"!

Ich bekam, es war 2004 im Januar, auf einer Reise in die Karibik das Angebot, in einer Open-Water -Delfinforschungssstation zu arbeiten. Und ich lehnte es damals ab- um mich in schwierigen Zeiten immer einmal wieder zu fragen: Was wäre gewesen, wenn ich damals, mit 29, einfach auf St. Lucia geblieben wäre? Vielleicht wäre ich unterdessen eine berühmte Buchautorin und Tierschützerin, die auf der ganzen Welt Projekte zum Schutz und zum Lernen von und mit Delfinen betreut.

Mit dem so verdienten Geld würde sie zum einen ein phantastisches Leben voller Reisen und Glückseligkeit führen, zum anderen wieder neue Delfinprojekte unterstützen und aus der Wiege heben. Ja, in den schwärzesten Augenblicken meines Lebens erinnerte ich mich gerne an den Moment, als mich ein heranwachsender Delfin im warmen Wasser, das die Kleinen Antillen umspült, persönlich einlud, mit ihm schwimmen zu gehen. Diese Bilder fühlen sich zuversichtlich an, großartig und offen, zukunftsweisend und sehr seelennah.

 

Bei der Vorbereitung auf dieses für mich sehr spannende Thema kam ich (auch und gerade im Gespräch mit Florian) auf zwei Hauptsächlichkeiten im Bereich "verpasste Chance" - und mittlerweile bestätigen Hirnforscher unsere These:

 

Es gibt ZWEI Arten von "verpassten Gelegenheiten":

 

Die einen sind die, in denen Menschen sich ENTSCHEIDEN etwas zu tun oder zu lassen und "bereuen" es später.

 

Die  anderen sind die, die vermeintlich an Menschen vorbei rauschen, ohne dass sie Einfluss darauf haben.

 

Erstere, bei der Entscheidungen getroffen wurden, sind für mich und aus Sicht meines Welt-Bildes, kein echtes Thema.

Denn in dem Augenblick, in dem Menschen eine Entscheidung treffen, tun sie dies immer, weil es in diesem Moment und für sie persönlich gute Gründe dafür gibt. Punkt. Diese Gründe können sich im Nachhinein als Blödsinn heraus stellen - zum Zeitpunkt der Entscheidung waren sie relevant und damit war es die BESTE Entscheidung, die jener Mensch zu DIESEM Zeitpunkt treffen konnte.

 

Wenn der 38jährige mit 20 entschied, lieber etwas "richtiges" zu studieren, dann vielleicht, weil er noch sehr stark an die Meinung seiner Eltern oder Lehrer gebunden war oder weil er befürchtete, als Schauspieler nie selbstständig werden zu können oder weil er nicht glaubte, dass er den Anstrengungen des Berufs würde standhalten können. Und es ist am Ende egal, warum - er traf diese Entscheidung, weil er sie damals für die bessere Wahl hielt. Und damit war sie es auch.

 

Und wenn er heute, mit 38 Jahren, denkt, dass es für ihn keine Chance mehr geben könnte, ein professioneller Schauspieler zu sein, dann ist das ein sogenannter "Glaubenssatz",  den er irgendwann irgendwo einmal gelernt hat. Vielleicht, weil staatliche Schauspielschulen oder "Deutschland sucht den Superstar" keine Schüler/ Kandidaten über 30 Jahren aufnehmen? Zack - einmal gelesen, schon ist es wie ein Gesetz. Menschen neigen an solcher Stelle gerne zu "Generalisierungen": "Wenn die staatliche Schauspielschule mich nicht nimmt, nimmt mich niemand!" (aaaaah) oder "Wer den staatlichen Abschluss nicht hat, aus dem wird nichts."

 

(Frage: Wie viele Schauspielschulabsolventen stehen heute auf der Bühne des Wiener Burgtheaters? Und wie viele fahren Taxis, verkaufen schwedische Bücherregale oder sind Teleshoppingmoderatoren? Und wie viele Schauspieler sind berühmt, ohne jemals eine Schauspielschule von innen gesehen zu haben?)

 

Vielleicht gibt es in Österreich andere Regelungen? Oder es gibt private Schulen, die Ü-30 Menschen ausbilden, wenn sie begabt sind. Oder er macht es wie Till Schweiger, den keine Schauspielschule haben wollte, und geht gleich nach Amerika und studiert dort im Lee Strasberg Institute das sogenannte "Method Acting".

Und  bleibt gleich in Hollywood. Die machen eh spektakulärere Filme.

 

Wer nach Beweisen sucht, dass "es" trotzdem geht, findet sie. Und dann ist eine vermeintlich verpasste Gelegenheit plötzlich eine Chance, die Dinge flexibler zu nehmen und neue, andere Wegen zu finden. Ich frage die Menschen, die sich an mich wenden dann zum Beispiel: Gibt es irgendjemanden da draußen, der es trotzdem geschafft hat, das zu tun, von dem Du glaubst, dass es nun nicht mehr geht? Wie hat der- oder diejenige das gemacht?

 

Tipp:

Wenn es in Deinem Leben um eine solche, sogenannte "verpasste" Gelegenheit geht und Du Dich bis heute immer einmal wieder fragtest, ob es nicht besser gewesen wäre, anders zu entscheiden, sind wir bei einem typischen Ausspruch meiner rheinhessischen Oma Gertrud: "Hätte und Wäre sind arme Völker."

Erstens:

Du hast in der Situation so entschieden, weil es zu diesem Zeitpunkt die beste Wahl darstellte. Also mach Deinen Frieden damit. Klingt merkwürdig, und ist total wahr. Prüfe es einfach einmal für Dich. Und zweitens: In 99,9 Prozent der Fälle, in denen Menschen sagen "Und jetzt ist es zu spät!" stimmt das einfach nicht.

Sie haben nur noch nicht nach der Alternativlösung Ausschau gehalten. Oder mit den immer gleichen Verwandten und Freunden darüber gesprochen, die sich mit der Materie vielleicht gar nicht auskennen.

Zweitens:

Finde Menschen, die es TROTZDEM geschafft haben. Finde Menschen, die das erreicht haben, was Du Dir wünschst.

WIE haben die das hin bekommen? WAS haben sie anders gemacht als Du? Hier ist die Lösung eher zu finden, als in alten Glaubenssätzen staatlicher Schauspielschulen.


Natürlich könnte ich mich auch jetzt, mit 43 Jahren, dazu entscheiden, mir eine Delfinforschungsstation zu suchen, die mich als Mitarbeiterin nimmt. Öffentlichkeitsarbeit/PR, Texterin für die Homepage, Touristenrundführerin - irgendeinen Job haben die schon für mich. Zur Not würde ich ihnen anbieten, ihr selbstgekochtes Fischfutter bei einem Homeshoppingsender anzubieten - wer weiß? Vielleicht großes Kino.

 

Ich würde weniger Geld verdienen, ja, vielleicht. Dafür lebte ich auf irgendeiner sonnigen Insel. Meine Kinder würden in eine karibische Schule gehen und binnen kürzester Zeit fließend englisch und französisch sprechen. Und ich könnte mein erstes Buch schreiben und eine berühmte Autorin werden.

 

Nur hatte ich noch nie wirklich den Wunsch nach einem solchen Leben. Wenn ich in mich hinein spüre, dann zwizzelt es ein bisschen bei dem Gedanken, ein Buch zu schreiben. Ja, das könnte ich mir vorstellen. Und ansonsten bin ich hier in Deutschland glücklich. In dem einen oder anderen verrückten Fernsehsender, mit all den turbulenten Veränderungen in meinem Leben und mit meinem Beruf als Trainerin, in dem ich Menschen die wunderbare Kommunikationsform des NLP beibringen darf.

Alles in Allem sind es also keine "verpassten Gelegenheiten", sondern Entscheidungen, die aus einer bestimmten Option oder aus damals wichtigen Gründen und Ideen heraus getroffen wurden. Und jeden Tag gilt es, neue Entscheidungen zu treffen.

Was ist nun mit den vermeintlich "unveränderbaren" Dingen.

In Janosch's Kinderbuch "Oh wie schön ist Panama" wird drei mal während der Geschichte eine Flaschenpost mit einer Schatzkarte vom Fluss am kleinen Bär und am kleinen Tiger vorbei gespült. Der Autor macht sogar darauf aufmerksam, dass dies geschieht.

Doch der Bär und der Tiger sind gerade mit ganz anderen, spannenden Dingen befasst und sehen die Flaschenpost nicht. NUR der Leser sieht sie. Und denkt sich: HEEEEE, IHR ZWEI, greift zu!! Dann könntet Ihr verdammt noch mal nach Panama fliegen, statt zu laufen!!

Der Bär und der Tiger retten lieber einer Gans das Leben oder erfinden ein neues Pilzragout-Rezept oder träumen von ihrem Leben unter Bananenstauden. Sie sind glücklich mit ihrer Reise und mit dem Ausgang der Geschichte. Einen Schatz haben sie am Ende auch ohne Flaschenpost geborgen. Auf ihre Weise eben. Und hätten die beiden die Flaschenpost bemerkt, hätten sie uns nie die zauberhafte Geschichte von ihrer Reise nach Panama erzählen können...

Diese Metapher lässt sich auf alles mögliche anwenden:

Vielleicht ist Dein Unterbewusstes schlauer als Du denkst und ignoriert einige Angebote da draußen aus gutem Grund. Weil es befürchtet, dass Du damit jetzt überfordert wärest oder weil es einfach derzeit zu viel für Dich wäre.

Oder weil Du es dazu erzogen hast, nicht so genau hinzusehen, damit Du weiterhin behaupten kannst, dass die großen Chancen nur andere bekommen.

Denn eine große Chance bedeutet auch immer Veränderungen und unter Umständen viel Arbeit und einige Mühen. Und... willst Du das wirklich? Frage Dich das ernsthaft und schau genau hin. Es ist wichtig.

Also, nicht dass wir uns falsch verstehen: Mit einem gebrochenen Fuß mag es schwer sein, den Iron Man zu überstehen - äh - zu laufen, geschweige denn, ihn zu gewinnen.

Den Diesjährigen.

Aber wenn in zwei Jahren alles geheilt ist und das Trainingspensum wieder stimmt? Es gibt Sportler, die hatten schlimme Krankheiten und sind dann Sieger der Tour de France geworden.

Es gilt, nach guten Vorbildern zu fahnden. Auch in Extremsituationen. Denn eine "verpasste Gelegenheit" hat vielleicht in dem Augenblick, in dem sie geschah, auch Vorteile.

Ich wünsche Dir Wachheit, damit Du die vielen, tollen Gelegenheiten wahrnimmst, die täglich mit Schwung und Schmackes vor Dir auftauchen und uns förmlich anbrüllen: HIER BIN ICH! MACH WAS AUS MIR, und wenn es ein LÄCHELN ist! Vor allem aber wisse, dass das, was Du aus Dir machst, immer nur das richtige sein kann.

Und: Triff Entscheidungen mit dem Bewusstsein eines erwachsenen Menschen. Nimm Dir Muse, um abzuwägen, was Du wirklich willst und was dazu beitragen könnte, dass Du es Stückchen für Stückchen bekommst. Und wenn Du das weißt... dann achte auf all die Gelegenheiten, die Du bekommen wirst, Dich Deinem Traum immer ein Zentimeterchen mehr anzunähern.

 

Danke für's Lesen.

 

Ganz liebe Grüße,

Deine Miriam