Noch fauler durch Computer, Auto und Co.? Na dann: VIVE LA REVOLUTION!

Florian brachte mich neulich auf diese Gedanken. Er - der er ein absoluter Freak about neue technical Devices ist und (soweit bereits erschwinglich) gewiss alles sofort zu Hause per Paketpost geliefert bekommt, was irgendwie blinkt, piepst und an eine Steckdose angeschlossen werden kann. 

Und es gab mir zu denken.

 

Also. Die Erfindung des Autos. Ein Klassiker. Seeehr schnell von A nach B. Nebenwirkung: Selbst kürzeste Strecken von unter 2 km werden gefahren, nicht gelaufen. Resultat: Die Menschen erfinden in ihrer Not und angesichts drohender Erkrankungen durch Einrosterei das Joggen. Wir fahren also zum Bäcker und zum Gemüseladen, damit wir dann dafür joggen? Iiiiks.

 

Noch einer: Die Erfindung des Telefons. Eine Top-Erfindung, wie ich finde. Uuuund sie führte binnen kürzester Zeit dazu, dass in Büros keiner mehr die vier Meter über den Gang oder die eine Treppe runter zum Kollegen ging, um sich auszutauschen - alle bleiben von da an im Büro sitzen. Na gut, dafür gibts dann eben abends Zumba. Oder findige Unternehmer, die über bestimmte, agile Anwendungen ihre Mitarbeiter wieder in Bewegung bringen. Tatsache!

 

Oder die VR - die Virtual Reality. Großartige 3D-Animationen gegen echtes Reisen und Abenteuer im nahegelegenen Düsseldorfer Stadt-Urwald? Na logo - und damit die Sauerstoffzufuhr noch passt, gibts Luft in Flaschen und Cremes mit Waldatmung. Uiuiuiui... 

 

Klar könnten Anhänger modernster Erfindungen nun sagen: Die Sachen sind voll nützlich! Skypen mit der Enkeltochter in New York ist nun mal eine wunderbare Sache und hey - darum geht es mir nicht. Ich selbst bin Besitzerin eines deutlich gut ausgestatteten Smartphones und bestelle Kinderkleidung im Internet, statt mit den beiden Wikingern durch die Kölner Innenstadt zu jagen.

 

Und wie so oft in diesem Blogpost gilt es einmal wieder, dass wir, um des Gehirnmuskeltrainingswillen, schlicht eine andere Perspektive auf ein Thema einnehmen, über das niemand mehr nachdenkt. Ich mag diese Gedankenspiele und meist führen sie zu Impulsen, Ideen und sogar Taten.

 

Wenn ich darüber nachdenke, wie viel mehr ich mich auf "natürliche" Weise bewegt habe, als ich Studentin war. Ich hatte anfänglich kein Auto und nutzte öffentliche Verkehrsmittel.

Um diese zu erreichen, marschierte ich tagtäglich mindestens 4 km (2 hin, 2 zurück) zum örtlichen Bahnhof.

4 km auf dem Tacho. Montag bis Freitag. Wenn ich mir das vorstelle, denke ich: Klar habe ich damals nie zugenommen.

 

Dazu kamen die Strecken am Abend und in der Freizeit. Meistens war ich mit dem Fahrrad unterwegs, mit der Bahn oder dem Bus. Nur wenige meiner Freunde verfügten über ein eigenes Auto. Zur Disco brauchte ich nie zu trampen - da hat mich immer jemand mitgenommen. 

Zu meinem Klavierunterricht allerdings nicht. Zur Bahn laufen, umsteigen in die S-Bahn, in Frankfurt den Hauptbahnhof queren von S- zu U-Bahn, und von der U-Bahn Haltestelle zum Konservatorium - da bin ich dann wieder gelaufen.

 

Am Wochenende habe ich mir mein Taschengeld mit dem Singen in einer Band verdient. Das hieß: 2 Stunden vorher aufbauen (das sind schon Trümmer, die Musiker da schleppen), Soundcheck und dann meistens 4 oder 5 Stunden auf der Bühne tanzen, springen, headbangen und dabei singen... ich habe eine These, wie viele Kalorien ich an jedem Freitag, Samstag und auch Sonntag Abend bei den Auftritten verbrannt habe. Ich frage gerne mal bei meiner lieben Freundin, Leistungssportlerin, Physiothearpeutin und Ernährungsexpertin Barbara Klein nach... ein Fitnessstudio brauchte ich damals vermutlich kein bisschen.

 

Nach Bandauftritten hatte ich Hunger wie ein Monster. Wenn der Adrenalinspiegel sich gen Normalwerte senkte, setzte die Unterzuckerung ein. Ich hätte eine ganze Kuh gegessen, hätten die Veranstalter mir eine auf den Grill gepackt. Das nächtliche Hamburger-Fest bei der Fastfoodkette war fast wöchentlich auf dem After-Show-Plan. Und es führte nicht zu Gewichtszunahme, so wie heute.

Der Unterschied: Ich hatte vorher vermutlich dreimal so viele Kalorien beim Auftritt verbratzt, als ein Big Mac Menu jemals in die Tabelle für Energiewerte bringen könnte. 

 

Heute esse ich keine Burger - oder wenn dann nur vegane. Und die nur an Sonn- und Feiertagen. Das macht Sinn - denn ich bewege mich hundert mal weniger als damals. Das ganze geht auch noch weiter:

 

Wir haben nämlich kein Auto - WIR HABEN ZWEI. Keiner von uns - weder die Kinder noch wir - brauchen auch nur einen Schritt nach Canossa zu Fuß zu gehen. 

Bei QVC im Sender bewege ich mich ... hm... mehr als bei einem Bürojob. Und immer noch recht wenig. In vielen Sendungen sitze ich und in manchen wird gestanden. Auch da schätze ich meinen Umsatz an Bewegungs-Energie recht nieder ein.

 

Und in unseren Trainings? Jaaaa - was für ein Phänomen. Hier bin ich deutlicher in Bewegung. Kommunikation hat Anteile vom klassischen Bühnenschauspiel. Sprache geht durch den ganzen Körper. Und ich mache alles vor. Meistens mehrfach. Das ist beinahe wie tanzen. Und nach 12 Tagen NLP Practitioner Training bin ich mehrfach am Tag an der Grenze meiner Deodorants gewesen und habe immer 2-3 Kilo abgenommen. Obwohl ich abends esse wie ein Bär.

 

Viele Menschen sagen ja, dass es mit 40, 50 oder 60 Jahren nicht mehr so einfach sei, abzunehmen. Da gebe ich ihnen VOLLUMFÄNGLICH recht. In meiner Welt - und viele Ernährungsexperten, die ich kenne, haben mir das bestätigt - stimmt das statistisch.

Und: Es liegt es nicht am Alter.

Es liegt am Bewegungs-Pensum.

Punkt.

Voll einfach.

 

Der Mensch ist dazu geschaffen, ein Mammut mit der Hand zu erjagen. Das ist kein Hormonproblem, Ihr Lieben! Das ist nicht artgerechte Haltung! Jawoll! Und wir wundern uns. 

Statt zu laufen und zu gehen, fahren und fliegen wir.

Statt Hindernisse zu überwinden, lassen wir uns per Personenaufzug oder Seilbahn darüber hinweg heben.

Statt zu reisen, sitzen wir vor der Glotze.

Ja, ich bin jetzt mal etwas in Rage. Wer würde das nicht verstehen. Immerhin würde ich ja jetzt, wäre ich konsequent, mein Auto in Zukunft für den Weg zum Bäcker zu Hause stehen lassen. Und darauf habe ich keine Lust. Geht ja viel schneller. Und auf dem Rückweg brauche ich keinen Einkaufskorb zu tragen.

 

Und ich bin gedanklich und körperlich auf dem Weg. In einem Gesundheitsmagazin las ich neulich den Artikel "12 Folgen von Bewegungsmangel":

Muskelabbau

Rückenbeschwerden

Stoffwechselerkrankungen

Kopfschmerzen

Herz- Kreislauferkrankungen

Stresserkrankungen

Bluthochdruck

Verdauungsprobleme

Übergewicht

Diabetes Typ 2

Osteoporose, Arthrose

Erhöhte Infektanfälligkeit


Ja hat denn da einer den Schrei des Eichhorns nicht gehört? 

Und wir erfinden weiter und weiter Dinge, die die Menschen vor allem eins machen: Noch träger. 

Lebensmittel werden vom Business-Service nach Hause gebracht und in den Kühlschrank sortiert. Autos werden nach Tausch durch einen Ersatzwagen vom Service Mitarbeiter der Werkstatt abgeholt und inspiziert zurück gebracht. Und das Verrückte: Je mehr Geld wir Menschen in bequemere Möglichkkeiten investieren, desto mehr Geld benötigen wir für Fitness-Studios, Nahrungsergänzung, Diätprogramme und Medikamente. Steckt da eine Verschwörung dahinter?

 

Dann steht auf, Ihr Lieben! Geht in Scharen zu Fuß zum Bäcker. Und zum Gemüsehändler. Lasst die Kids mit dem Rad zur Schule fahren und fahrt mit dem Rad zur Arbeit. Steigt auf Treppen und auf Hügel im Sauerland zu Fuße und geht Spazieren. Ja, geht einfach wieder Spazieren.

Wer nach einem 30-minütigen Walk durch den Park oder über das Feld oder im Wald durchgefroren und mit roter Nase nach Hause kommt, der hat so viel Sauerstoffüberschuss, dass der Computer, an dem dann gespielt wird, keine elektronische Kühlung mehr benötigt.

 

Eine heiße Ansprache ans Volk - das stimmt. Und ein Herzensanliegen.

 

Viel Spaß bei einem bewegten Jahr. Und viel Spaß beim Genießen Deiner "Agilität" wünscht...

 

Miriam